Volkstrauertag in Etteln
In Etteln fand bereits gestern die Gedenkstunde zum heutigen Volkstrauertag statt. Hier noch die Rede unseres Ortsvorstehers Ulrich Ahle:
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
mit folgenden Worten von Konrad Adenauer, dem ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, möchte ich euch auf der heutigen Gedenkstunde zum Volkstrauertag begrüßen:
„Frieden und Freiheit, das sind die Grundlagen jeder menschenwürdigen Existenz.“ Fast selbstverständlich, sollte man meinen.
Viele Menschen mussten viel zu jung sterben, weil Frieden und Freiheit der Boden entzogen worden war. Weil dies eben nichts Selbstverständliches war und bis heute nicht ist.
Wir erinnern heute an die schlimmsten Zeiten deutscher Geschichte, an die beiden Weltkriege und besonders die Nazidiktatur.
Wir gedenken der gefallenen Soldaten und der getöteten Zivilisten; wir erinnern an Menschen, die in der Gefangenschaft oder auf der Flucht umkamen; wir gedenken der Männer und Frauen, die ihren Widerstand gegen die Diktatur mit ihrem Leben büßen mussten; wir erinnern an Mitbürgerinnen und Mitbürger, die verfolgt und vernichtet wurden, weil sie als Juden oder Mitglieder ethnischer Minderheiten nicht in das rassistische Bild der Nazis passten. Auch wir in Etteln haben viele Gefallene und Opfer aus beiden Weltkriegen zu beklagen.
Krieg und Terror sind auch heute weiterhin allgegenwärtig. Viele der Flüchtlinge der letzten Jahre in Borchen kommen direkt aus Kriegsgebieten, zum Beispiel in Syrien und haben vor und während ihrer Flucht schreckliches erlebt. Nach einem Spitzenwert von weit über 300 haben wir aktuell noch 110 Asylbewerber in Borchen. Ich möchte an dieser Stelle allen Bürgerinnen und Bürgern, die geholfen haben, diesen Ansturm zu bewältigen, ganz ausdrücklich Danke sagen. Viele haben durch die Bereitstellung von privatem Wohnraum geholfen. Viele haben sich aber auch persönlich um die Betreuung und Integration der Asylbewerber verdient gemacht. Sie haben die Asylbewerber begrüßt, sie bei Behördengängen begleitet, Deutschkurse durchgeführt oder in Kindergarten, Schule und Vereinen integriert. Auch die Spieleabende im Pfarrheim haben geholfen Berührungsängste abzubauen. Derzeit wohnen 60 Personen im Asylbewerberheim im Gewerbegebiet und 18 Personen in Wohnungen, die durch die Gemeinde Borchen in Etteln angemietet wurden.
Am heutigen Tag gedenken wir gleichfalls der Opfer aus unserem Land und in vielen anderen Ländern, die die Kämpfe und Gewaltausbrüche unserer unmittelbaren Gegenwart gefordert haben. Nicht einmal zwölf Monate ist es her, dass der Islamist Anis Amri bei seinem Lkw-Anschlag 12 Menschen in Berlin ermordet hat. Auch in diesem Jahr mussten wir in Europa wieder schreckliche Anschläge wie in London, Manchester oder in Barcelona erleben. Unser Papst bezeichnete diese unmenschlichen Taten einmal als Teil eines dritten Weltkriegs. Diese Taten zeigen uns auf: Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
uns führt heute die Trauer zusammen, verbunden mit dem Bestreben, die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren. Denn wenn niemand mehr an sie denkt, dann sind sie endgültig tot, dann kann ihr Schicksal keinem mehr etwas sagen. Der Volkstrauertag setzt hier ein nachhaltiges Zeichen.
Ich danke allen, die heute hierhergekommen sind, um der vielen Frauen, Männer und Kinder aus unserem Land und vielen anderen Ländern, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind, zu gedenken. Mein Dank gilt auch allen Mitwirkenden, die die heutige Gedenkveranstaltung gestalten.
Lasst uns neben unseren Gefallenen auch der Toten und Verletzten der letzten Terroranschläge gedenken, wenn wir gleich als Symbol dieses Gedenkens den Kranz der Gemeinde Borchen in seinen Schleifen entfalten.
Danke
Ulrich Ahle, Ortsvorsteher
Borchen-Etteln, 18.11.2017